Leidet die Seele, kann das Herz krank werden. Diese Erkenntnis ist uralt. „Der Kummer, der nicht spricht, nagt leise an dem Herzen, bis es bricht“, schrieb William Shakespeare. Viele Redewendungen drücken den Einfluss von Emotionen auf das Herz aus: So gibt es Menschen, „die sich alles zu Herzen nehmen“. Manchmal bleibe das Herz „vor Schreck fast stehen"; auch könne es „schwer werden ums Herz“; und an einem „gebrochenen Herzen“ kann sogar gestorben werden. Dass diese Volksweisheiten eine Portion Wahrheit enthalten, haben auch wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt. Gut belegt ist der Zusammenhang von Depressionen und kardiovaskulären Erkrankungen. Depressive Verstimmungen verstärken die Belastung durch Vorhofflimmern. Stress und Depressionen erhöhen auch das Risiko für einen Herzinfarkt. Ebenso wie das Herz leiden kann, wenn die Seele krankt , kann auch die Seele leiden, ist das Herz erkrankt. Dies verdeutlicht zum Beispiel die Geschichte eines 50-jährigen Mannes: er verursachte mit einem Kreislaufkollaps am Steuer seines PKW einen Unfall und wurde vom Notarzt zu uns ins Krankenhaus gebracht. Auslöser waren eine Serie von Elektroschocks aus seinem implantierten Kardioverter-Defibrillator, den er seit einem Herzinfarkt trug. Der spezielle Herzschrittmacher rettete dem Mann zwar das Leben, aber aufgrund der ständigen Erinnerungen und aus Angst vor einer Wiederhholung entwickelte er eine hartnäckige Angst- und Panikerkrankung. Wirksam war das dramatische Ereignis wohl als posttraumatische Belastungsstörung mit begleitender Depression.
Einer möglichen Depression könnte man sich initial mit zwei wichtigen Fragen nähern. Bejaht ein Patient die zwei Fragen, sollte eine ausführliche Depressions-Diagnostik veranlasst werden:
„Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos?“
„Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?“
Ist das Problem erkannt, ist es natürlich noch nicht gelöst. Je nach Art und Schwere der psychischen Störung können unterschiedliche Therapie-Verfahren erforderlich sein, etwa Psychotherapien, Medikamente, Stressmanagement, Entspannungsverfahren wie progressive Muskelentspannung sowie körperliche Aktivität. Voraussetzung für all dies ist selbstverständlich, nicht allein die Herzpumpfunktion, die Koronargefäße und Herzklappen im Blick zu haben, sondern dem Patienten als "ganzem Menschen" zu begegnen. Im klinischen Alltag einer zunehmend spezialisierten Medizin ist das nicht immer einfach. Die Psyche spielt in der Kardiologie keineswegs eine Nebenrolle, was ein umfangreiches Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie deutlich macht.
Zur Burn- out- Diskussion:
Der Freudenberger Zirkel mit seiner Spirale von Arbeitsüberlastung über den populären Burnout zur manifesten psychischen Erkrankung wie Depression.
1. Der Zwang sich zu beweisen: grenzenloses Engagement für berufliche Ziele, eigene Leistungsgrenzen werden nicht anerkannt oder erkannt, Rückschläge treffen hart
2. Verstärkter Einsatz: alle Aufgaben werden selbst gelöst, nichts wird delegiert, auch wenn die Möglichkeit bestehen würde, Überstunden werden gemacht, egal ob bezahlt oder unbezahlt, man fühlt sich unentbehrlich
3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse: Pausen werden unterlassen oder gekürzt , Absagen von privaten Terminen, Vernachlässigung des Partners und Kontakte zu Freunden, unregelmäßige, ungesunde Ernährung, Schlafdefizite, wenig Freizeitgestaltung, Urlaube werden verschoben oder nicht konsumiert
4. Verdrängen von Konflikten: Termine werden vergessen oder „doppelt gebucht“, die dadurch entstehenden Konflikte werden verdrängt
5. Umdeutung von Werten: Veränderung von bisherigen Werten, Dinge, die vorher wichtig waren, werden zugunsten der Arbeit in den Hintergrund gedrängt, Beziehungsprobleme
6. Leugnung der Probleme: deutliche Abnahme des Leistungsvermögens, körperliche Beschwerden, soziale Kontakte werden als anstrengend empfunden und stark vernachlässigt
7. Rückzug: Kritik anzunehmen ist problematisch, Phasen tiefer Hoffnungslosigkeit, man ist am liebsten allein
8. Verhaltensänderung: bisher bekanntes Verhalten ändert sich, Aggressivität, Intoleranz, Launenhaftigkeit – „grantig sein“, Schuldzuweisungen an andere, Reizbarkeit, negative Einstellung, „nörgeln“, für andere wirkt man abwesend, Bemühungen durch andere werden oft als Angriff interpretiert
9. Depersonalisation: man fühlt sich entwurzelt, man erlebt sich selbst verändert, Gefühl des Verlustes der eigenen Persönlichkeit, man hat sich von Familie und Freunden weit entfernt, negative Lebenseinstellung, keine Aktionen, nur mehr“ Re-aktionen“
10. Innere Leere: Hoffnungslosigkeit, Gefühl innerlich leer zu sein, starke Ängste und Nöte werden verspürt, Krankheitsanfälligkeit
11. Depression: Gefühl von totaler Erschöpfung, man erkennt, dass man sich selbst nicht mehr helfen kann, totale Verzweiflung, existentielle Ängste, Panik, Depressionen, Suizidgedanken
12. Endstadium-völlige Erschöpfung: vollkommene geistige, körperliche, emotionale und soziale Erschöpfung, Zusammenbruch auf all diesen vier Ebenen, selbstverletzendes Verhalten, Suizid
3. Zu Partnerschaftsproblemen wenige Statements:
Im Vordergrund steht meinerseits die Bereitstellung einer vertrauensvollen Situation, in der ein ruhiges und gegenseitig wertschätzendes Gespräch ohne Angst und ohne falsche Schamgefühle möglich wird. Erwarten Sie keine rationale Therapie nach dem Schema von Ursache und Wirkung, sondern eher eine teilnehmende Beratung, die hilft, Vorstellungen und Wünsche zu äußern, um neue Wege in der Partnerschaft zu finden, zu ertasten und auch zu gehen.
Die Partner sollten sich gegenseitig achten, so wie sie sind.
Die Partner sollten sich über ihre Wünsche an den anderen klar werden und diese Wünsche auch aussprechen.
Die Partner sollten die unterschiedlichen Lebens-und Beziehungsentwürfe anerkennen.
Wichtig ist es meistens, das Kommunikations- und Problemlöseverhalten zu verändern; wesentlich und nachhaltig erscheint es, wenn die Partner sich über ihre Gefühle austauschen und lernen, einander zuzuhören.
Vieles ist erreicht, wenn das Paar einen Anstoß erlebt, der Mut auf gemeinsam gefundene Veränderungen macht.
Ein offener und kontinuierlicher, offener und vertrauensvoller Dialog zwischen Therapeut und dem Paar soll für alle Beteiligten ein hohes Engegement in der Therapie erreichen, sollte die therapeutische Beziehung stärken, sollte die Bedürfnisse des Paares mit dem therapeutisch Vorgehen gut abstimmen und auch den Raum öffnen, Unterschiede in der Bewertung der Therapie zuzulassen.
Wir alle bewegen uns im Feuer von Tradition und globalisierter Moderne, im Widerstreit von subjektiver Selbstwirksamkeit und einem Ertrinken des Ich in der haltlosen Vielfalt der von Ökonomie-und Informationszwang gesteuerten Gesellschaft. Eine weise Einsicht, ein individuell schlechter Trost, aber eines spüren alle: Die unveränderte Sehnsucht nach Liebe braucht mehr Zeit.
4.Progressive Muskelrelaxation
nach Edmund Jacobson 1920/ Bernstein Borhovic 1975
Die im Zentrum zu erlebende körperliche Entspannung, evtl. mit der Vorstellung innerer Bilder (Imagination) dient der Erholung von Körper, Geist, und Seele. Der Körper schaltet um; es entwickelt sich ein intensiveres Körperbewusstsein, Vertrauen in sich selbst bis hin zur Selbststeuerung mit dem Ziel zunehmender Gelassenheit. Die Selbstwahrnehmung soll gesteigert werden, die Gedanken können weiter fließen. Die Übungen sind in den Alltag einzubeziehen und sollten geübt werden
Die messbaren Wirkungen sind vielfältig:
Indirekt wird das treibende Nervensystem (Sympatikus) beruhigt und gleichzeitig das beruhigende (Vagus) aktiviert.
Puls und Blutdruck sinken
Die Gefäße weiten sich, die inneren Organe wie Lunge und Darm schalten auf Erholung
Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol werden gesenkt
Belohnungshormone wie körpereigene Endorphine werden vermehrt gebildet
Stärkung des Immunsystems
Es gibt Auswirkungen der elektrischen Hirnströme (EEG)
Indikationen: ergänzende Basistherapie zur Psychotherapie, Verspannungen vieler Muskelregionen, vegetative Störungen, Migräne, Begleitung bei Schmerztherapie, Schlafstörungen, Stresssituationen, Angstsituationen
Gegenanzeigen: fast keine: Wahnvorstellungen, akute schwere Schmerzen, Entwicklung von Angst während der Übung, Ablehnung
Andere Verfahren: Autogenes Training, Biofeedback, Hypnotherapie, Imagination, Atemtherapie, Meditation;häufig sind integrative Techniken, also beispielhaft eine Kombination von PMR, Atemtherapie und Imagination.
5. Janosch Kommentar zum Winterblues (aus dem Zeit- Magazin)